Was treibt Herrn Hans Herren an, wenn er im Interview mit Frau Sandra Kirchner (Magazin „Klimaretter“ vom 07.12.14) über die moderne Landwirtschaft in Deutschland urteilt, sachlich unhaltbare Behauptungen aufstellt und den Berufsstand als profitorientiert diskriminiert? [http://www.klimaretter.info/ernaehrung/hintergrund/17760]. Die landwirtschaftlich genutzten Böden in Deutschland verfügen über eine hohe Fruchtbarkeit. Diese erst ermöglicht und gewährleistet eine effiziente und umweltverträgliche Erzeugung der in Deutschland benötigten Nahrungs-, Industrie- und Energierohstoffe. |
Behauptet wird: |
Fakt ist: |
„Eine profitorientierte Landwirtschaft laugt vielerorts die Böden aus und verschlimmert die Bodendegradation“ [http://www.klimaretter.info/ernaehrung/hintergrund/17760]. |
Die Erträge wurden im Verlaufe der letzten 50 Jahre nahezu verdreifacht. Damit hat die moderne Landwirtschaft den entscheidenden Beitrag zur Ernährungssicherung geleistet. Die dazu notwendigen jährlichen Ertragsanstiege von knapp 2 % sind grundsätzlich nicht mit ausgelaugten und degradierten Böden zu erreichen. Zu denken gibt, dass diese Vorwürfe mit der Aufforderung verbunden werden, die „Agrarwende“ zum Öko-Landbau zu realisieren, dessen Ertragsniveau auf dem Stand der 1960er Jahre verharrt (Weizenertrag 28 dt/ha vgl. zu 62 dt/ha; BMELV 2011/12). |
„Fruchtbare Böden mindern den Klimawandel, weil sie viel Kohlenstoff aufnehmen und für lange Zeit speichern. Das setzt voraus, dass die Böden nicht gepflügt und nach Bioland-Methoden bebaut werden“ [http://www.klimaretter.info/ernaehrung/hintergrund/17760]. |
Landwirtschaftliche Böden eignen sich nicht für langfristige CO2-Sequestrierungen (SCHULZ 2008; In: Mögliche Beiträge der Landwirtschaft zum Klimaschutz. Localland&soilnews no.24/25 I/08) Pfluglose Bodenbearbeitung bewirkt, nach den Ergebnissen vieler Dauerversuche, eine Erhöhung der Humusgehalte im oberen und eine Verringerung im unteren Krumenbereich, insgesamt aber nur eine geringe bzw. gar keine Zunahme des Gesamthumusgehaltes. Die C-Speicherung ist aber in jedem Fall viel zu gering, um den Klimawandel spürbar zu mindern. Dabei helfen auch die Bioland-Methoden nicht weiter. Im Gegenteil: Die geringen Erträge dieser Landbauform bedingen auch wesentlich geringere Ernterückstände und eine reduzierte C-Einlagerung [www.agrarfakten.de/Humus; agrarfakten.de/Öko-Landbau; agrarfakten.de/Treibhausgase]. Lange Fruchtfolgen – so wünschenswert diese aus vielen Gründen auch sind - werden daran kaum etwas ändern. |
„Die Privatinteressen (der Produzenten) gehen nicht in dieselbe Richtung wie die gesellschaftlichen Interessen. In den Böden geht es darum, immer mehr auf weniger Böden zu produzieren. Das heißt, man muss mehr Düngemittel und Chemie einsetzen und man braucht auch mehr Wasser. Und das geht alles in die falsche Richtung“. [http://www.klimaretter.info/ernaehrung/hintergrund/17760]. |
Die „falsche Richtung“ meint den Intensivierungsprozess, den die europäische Landwirtschaft seit 50 Jahren beschreitet. Diesem Intensivierungsprozess ist es zu verdanken, dass heute die quantitative Selbstversorgung erreicht und qualitativ hochwertige Nahrungsmittel für jedermann erschwinglich geworden sind. www.agrarfakten.de/Mineraldüngung 2014]. Dass mit dieser Intensivierung Umweltbelastungen einhergingen, wird nicht verkannt. Diese sind aber nicht zwangsläufig, sondern durch gezielte Beratung abstellbar. Der Prozess der umweltverträglichen Intensivierung mit steigenden Erträgen muss weitergehen, um bei einem Flächenverlust in Deutschland von ca. 100 ha/d den wachsenden Ansprüchen nach Nahrungsgütern, Bioenergie, Rohstoffen und Flächen für Naturschutz, Siedlungsbau und Verkehr nachzukommen. Im Übrigen zeigen diese seit über 50 Jahren anhaltende Ertragssteigerungen, dass Privatinteressen (Gewinnerzielung) sehr wohl mit gesellschaftlichen Interessen (Versorgungssicherheit) übereinstimmen können. |
„Bodenschutz funktioniert mit einer angepassten Landwirtschaft. Mit Prinzipien der Agrarökologie oder des Biolandbaus kommt man zu einem guten Boden “. [http://www.klimaretter.info/ernaehrung/hintergrund/17760]. |
Ein „guter“ Boden zeichnet sich durch eine hohe Bodenfruchtbarkeit aus, die es erlaubt, kostengünstig mit einem Minimum an Aufwand ein Maximum an Ertrag zu produzieren ohne Nachhaltigkeitsprinzipien [Breitschuh u. Eckert 2008] zu verletzen. Der Öko-Landbau versteht offensichtlich unter Bodenfruchtbarkeit etwas anderes, wenn er den hohen Fruchtbarkeitsstatus seiner Böden betont, die aber nur Erträge bringen, die halb so hoch und doppelt so teuer sind wie die der intensiven Landwirtschaft . Damit sind die heutigen Ansprüche an den knappen Faktor Boden bei weitem nicht zu bewältigen, so dass der Öko-Landbau zunehmend mit dem Nachhaltigkeitsgebot in Konflikt gerät. |
„Die Leute (Konsumenten) kennen nicht die Konsequenzen von billiger Nahrung. Sie wissen nicht, dass die Böden zerstört werden, wenn man immer mehr rausholt als man reinbringt. .... Deshalb muss man mehr über die Auswirkungen informieren. Man muss in die Schulen gehen..Sie müssen verstehen, was das Problem mit dem billigen und schlechten Essen ist“. [http://www.klimaretter.info/ernaehrung/hintergrund/17760]. |
Richtig ist dagegen, dass eine effiziente und umweltverträgliche Landwirtschaft seit Jahrzehnten dem stark wachsenden Bedarf an Nahrungsmitteln in hoher Qualität entspricht. |
„Man muss die Tiere aus den Fabriken holen“ [http://www.klimaretter.info/ernaehrung/hintergrund/17760]. |
Diese Aussage ist ebenso unsachlich, wie die obige Diskussion zur Bodenfruchtbarkeit. Wir verweisen hier dennoch nur auf [www.agrarfakten,de /Massentierhaltung ]. |
Die Autoren der AgrarFakten bemühen sich, der zunehmenden Flut von aggressiven und diffamierenden Darstellungen der modernen Landwirtschaft solide belegte Fakten entgegenzustellen. Sie zeigen, welche Anstrengungen unternommen werden, um vorhandene Umweltbelastungen bzw. Nachhaltigkeitsdefizite zu beseitigen. Es geht darum, auch in Zukunft flächendeckend die nachhaltige Erzeugung der benötigten Agrarrohstoffe zu sichern. Wir sehen in den Unterschieden zwischen Landwirten, die gleichermaßen effizient und umweltverträglich wirtschaften und jenen, denen dies noch nicht gelingt, den Schlüssel zur Verbesserung. Ideologisch geprägte Glaubensbekenntnisse an Stelle von Fakten sind dabei wenig konstruktiv. |
Impressum: Prof. Dr. Gerhard Breitschuh
Talsteinstraße 903641 426927
Die Agrarfakten "Landwirtschaft und Energiewende" von Thorsten Breitschuh, Gerd Reinhold und Gerhard Breitschuh wurde am 9. Juli 2022 freigeschaltet. Bisher identifizierten sich weitere 16 Fachkolleginnen und -kollegen mit diesen Aussagen. Lesen sie die Agrarfakten hier: AF Energie 38...
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Das AgrarFakten-Extra "Der THG-Saldo ist entscheidend" von Gerhard Breitschuh, Gerd Reinhold und Thorsten Breitschuh wurde am 5. Januar 2022 freigeschalteet. Bisher identifizierten sich weitere 20 Fachkolleginnen und -kollegen mit diesen Aussagen. Lesen Sie das komplette AgrarFAkten-Extra hier:...